Freitag, 2. September 2011

Impressionen aus dem renovierten Haus der Berliner Festspiele am Fasanenplatz - 03.09.2011




Impressionen aus dem renovierten Haus der Berliner Festspiele am Fasanenplatz

Yahia Yaich Amnesia (Lebe, lebe Amnesie) ein tunesisches Bühnenstück, das die Sprachlosigkeit und Bespitzelung der Menschen eines ganzen Landes, während des Ben Ali-Regimes verdeutlicht – der „Rote Faden“

Deutsch Zeit auf den Punkt aus Berlin von Jürgen Deutsch

Der 01. September, ein denkwürdiger Deutschlandpremieren Tag im renovierten Haus der Berliner Festspiele. Amnesia, ein Theaterstück des erstklassigen tunesischen Autorenpaares Jalila Baccar/Fadhel Jaibi. Aufgeführt, zum Ausklang der Intendantenzeit von Prof. Dr. Joachim Sartorius.

Das aussagestarke, minimalistisch, politische Bühnenstück faszinierte das Mucksmäuschen stille Publikum. Die Bühne, nur mit einem grünen Tisch, mehreren weißen Stühlen und ohne Bühnenbild auskommend, saßen die Zuschauer wie gelähmt im neuen Mobiliar.

Es ist ein Phänomen, dass, das im Maghreb und Europaweit bekannte und geschätzte tu-
nesische Autorenpaar, das Theaterstück im April 2010 – Ben Ali, auf der Höhe seiner Macht - ohne Repressalien der Zensurbehörde (die nicht die Zielperson Ben Ali erkannte) im Theater
Mondial, an der Avenue Habib Bourghiba in Tunis gelegen, auf die Bühne kam. Ist es die Institution Jaibi/Baccar, die beide unangreifbar machte?

Das Stück ist eine theatralische Vorschau auf die sich 2010/11 übers ganze Land aus-
breitende „Kaktustusrevolution“ die zum Sturz des verhassten Ben Ali-Regimes führte. Der Zuschauer
wird anfänglich mit der Sprachlosigkeit der Jalila Baccars/Fatma Ben Saidane und der Akteure konfrontiert. Was die Einschüchterung und Unterdrückung der Menschen eines ganzen Landes wieder geben soll. Im weiteren Verlauf wurde es auf der Bühne lebhafter und lauter, was der Revolution entsprach. Die Bespitzelung und Sprachlosigkeit der Bürger ist der „Rote Faden“. Der interessierte Zuschauer und die große Berliner tunesische Gemeinde, die sich diese Deutschlandpremiere nicht entgehen ließ, applaudierten, fast exstatisch vor Be- geisterung 5 Minuten lang. Die Aufführung, ein einmaliger, hochpolitischer Klassiker-Abend im Berliner Kultur-Kalender.

Nach 2002 war es die zweite Einladung des Künstlerpaares Jaibi/Baccar, des Intendanten Sartorius. Es ist zu hoffen dass, das Autorenpaar, mit dem in Arbeit befindliches neues Stück, nicht weitere 10 Jahre warten muss, um eingeladen zu werden. Das muss nun der neue Intendant, Thomas Oberender, entscheiden.

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