Sonntag, 18. April 2010

16.04.2010 - Berlin-Stadtmitte - "Spree-Athen", ein kreativer Teil vom, ja, gesuchten Deutschland

Berlin-Stadtmitte – „Spree-Athen“, ein kreativer Teil vom, ja, gesuchten Deutschland

Bei den Besuchern der lebendigen Stadt ist das „unfertige“ Berlin, Hip
Der Stadt Berlin muss der Mensch gefallen – dann öffnet sie ihre Pforten

Zwischendurch aus Berlin von Jürgen Deutsch

Menschen aus aller Herren Länder umschwärmen wie Motten, das lichtdurchflutete Berlin – um sich zu amüsieren, anregen zu lassen. Das „Groß Berlin“ (auch „Spree-Athen“ genannt) bietet dem Flaneur, mit seinen „Schrägen Ecken“ und „Historischen Winkeln“ eine Vielzahl von nichtalltäglicher Abwechslung, Unterhaltung, die er so zu Hause nicht kennt. Ein solches Refugium ist das Restaurant „Alte Zollhaus“ – von Osten kommend, kurz vor dem „Halleschen Thor“, an der linken Uferseite des Landwehrkanals gelegen, Carl-Herz-Ufer in Kreuzberg. Oder das Wirtshaus „Zur letzten Instanz“ in der Waisenstr. in Stadtmitte. Hier hat der kleine Korse, Napoleon Bonaparte, auf dem Durchmarsch nach Moskau, Anno 1806 genüsslich das Berliner Bier geschlürft. Ein jeder Berlin Gast findet nach seinem Geschmäckle, das was er sucht. So kann wer will, im „Französischen Dom“, Am Gendarmenmarkt, sich das Original Dekret von Friedrich II. (Friedrich der Große) anschauen und nachlesen, welche „Rechte und Pflichten“ der König von Preußen, den Hugenotten im Lande zusagte. Mit dem Bau des Französischen Doms, ist durch, Carl Friedrich Schinkel, die Voraussetzung für die Religionsfreiheit an einem Ort geschaffen. Der Gendarmenmarkt ist das Sinnbild für das „öffentliche Leben“ – der Salon „Spree-Athens“ – verschiedene Kulturen interagieren an einem Ort. Wo sind die öffentlichen Plätze geblieben?

Wer es etwas beschaulicher liebt, geht in die Dorotheenstadt, nur etwas außerhalb, in die Chausseestr. (Stadtmitte) zum „Dorotheenstädtischen Friedhof“ und besucht die historischen Gräber von Schadow, Tieck, Rauch, Brecht und Johannes Rau (liebevoll „Bruder Johannes“ genannt). Und kann nach dem Friedhofsbesuch in die naheliegende Torstr. einbiegen und auf den Spuren von „Annodunnemals, 1743“, der ersten Berliner Stadtmauer, bis zum Barocken „Rosenthaler Thor“ (heute Rosenthaler Platz) laufen. Denn der alte Palisadenzaun entlang der Linienstr. (südlich, parallel zur Torstr.), war so marode, das erstens dem Preußenkönig Zölle verloren gingen und zweitens seine Soldaten des Nachts zu den Huren in den Feldern, Wiesen liefen und sich die Syphilis bei den Weibern holten. Diese unhaltbaren Zustände waren „Friedrich dem Großen“ ein „Dorn im Auge“.
Durch das „Rosenthaler Thor“ ist im selben Jahr, der 14 jährige Moses Mendelsohn, aus Dessau kommend, im Berliner „Scheunenviertel“ angekommen. Nachdem er von Süden her auf Berlin zulief, hat er zuerst am „Halleschen Thor“ versucht an den Stadttorwächtern vorbeizukommen – vergeblich. So musste der junge Mendelsohn, vorbei an vielen Stadttoren, bis zum „Rosenthaler Thor“ weiterlaufen. Weil zu dieser Zeit nur durch das „Rosenthaler Thor“ nicht in Berlin wohnhafte Juden und das Vieh, rein und raus durften – laut Erlass des Königs von Preußen, Friedrich II. Der Alexanderplatz war in jenen Tagen ein Viehmarkt.

Lang, lang ist’s her!