Dienstag, 26. Januar 2010

26.01.2010 - TACHELES

TACHELES

Schlamassel, vermasselt, schnuppe und Koscher lassen grüßen

Die Blau-Weiße Nationalfahne Israels – die neue jiddische Selbstverständlichkeit in der Berliner Kultur-Hauptstadt? „Meschugge“ in Berlin angekommen? Junge kreative „Meschugge“, mit der „Mischpoke“ und Politiker aus Israel zieht es an die Spree, in das „Glänzende, unfertige Berlin 2010“ – in die Stadt ihrer Groß- und Urgroßväter.

Zwischendurch aus Berlin von Jürgen Deutsch

Anno 1961 kamen jüdische Menschen nach West-Berlin, in die Dahlmannstr. Ecke Kurfürstendamm, wo sie zeitweise bei Landsleuten wohnten, bis sie bei den Berliner Behörden ihre Wiedergutmachungsansprüche geregelt hatten – dann gingen sie wieder weg.
Schon damals existierte in der Charlottenburger Dahlmannstr. Die koschere Metzgerei „Lerner“. Für die in der Gegend lebenden Juden war die „Lernersche Metzgerei“ und es waren nicht wenige, ein beliebter Einkaufstreffpunkt, wo man sich angeregt über jüdisches Leben in Charlottenburg (Berlin W12) austauschen konnte – ohne dass Polizisten vor der Fleischerei patrouillierten. Fast 50 Jahre später treffen sich kreative, junge Israelis in der hipsten Stadt der Welt – Berlin. Zugegebenermaßen sind sie auch vor der Politik ihres Heimatlandes abgehauen. Weil die Politiker in Israel immer darauf achten, was den Orthodoxen recht sei. Selbst israelische Wissenschaftler sagen: Es ist ein nicht wieder gutzumachender Geburtsfehler, dass der Staat Israel an der Religion festgemacht wurde. So ist das Blau-Weiß der Nationalflagge Israels ein willkommener Couleur-Tupfer - Unter den Linden, der Kulturszene – in der Hauptstadt Berlin. Scharenweise kommen junge Juden und Israelis mit dem Billigflieger easyJet in das heutige, entkrampfte Spree-Athen. Sie sind selbstbewusst, sprechen Deutsch, oft in kreativen Jobs und auf eine Weltbürgerart Juden. Weil sie in der Kultur großgeworden sind und nicht wegen der Religion. Selbstverständlich weiß die Generation um die deutsch-jüdische Geschichte, Berlin die Stadt, in der auf der „Wannseekonferenz“ - im Haus Am Großen Wannsee – der Massenmord an den europäischen Juden beschlossen wurde. Aber ihr Geist ist davon nicht mehr fixiert. Sie kommen und sind an jüdischen Gedenkstätten kaum interessiert – sind der Opferrolle, die der Staat Israel zum Leben braucht, Leid.

Die Israelis wollen an den Wochenenden hier sich amüsieren – was ihr gutes Recht ist. Sie sind begeistert vom neuen Berlin, dass die jungen Deutschen geschaffen haben. Da ist kein Platz mehr für Ressentiments und glauben, dass die Deutschen aus der Geschichte gelernt haben – nach Stacheldraht, Mauerbau, Grenzen und Ghettos. Gerade die Stadt, aus der Juden einst in Massen flohen, ist nun zu einem Anziehungspunkt geworden. Im heutigen Berlin erleben die Menschen, vom Rest der Welt kommend und sich in Metropolis verwurzelt haben, den alles durch dringenden, freiheitsliebenden, kreativen, kulturellen Geist der Bürger die hier leben. Der Stadt Berlin muss der Mensch gefallen – sogleich öffnet sie ihre Pforten.
„Welcome into Berlin, ihr Bürger der Welt“ – die Menschen der Metropole danken es euch.

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